Donnerstag, 21. März 2013

Twittern, und so...

Also, ich weiß ja nicht so recht. Einerseits ist es ja was toll Schnelles, wenn man da so in Echtzeit seinen Senf abgeben kann. So schnell und so direkt... Deshalb hört man wohl auch so viel davon, in letzter Zeit. Und man fühlt sich auch sofort und gleich ganz anders, nach einem Tweet. Schließlich partizipiert man plötzlich am ganz großen Weltgeschehen. Ob und wer das überhaupt mitbekommt ist eigentlich auch egal. Man hat sich mitgeteilt...
 Zwischenfrage: Ist der Effekt eigentlich anders, wenn ich den Kopf aus dem geöffneten Küchenfenster strecke und meine Meinung hinausbrülle? - Bei uns in der Nachbarschaft, da, wo ich aufgewachsen bin, da gab es einen alten Mann, der hing den ganzen Tag auf sein Kissen gelehnt am Fenster und kommentierte lautstark und live das Weltgeschehen. Oder zumindest das, was auf der Straße geschah... Twitter-Avantgarde, wie mir jetzt klar wird.

Samstag, 9. März 2013

Und dann verblödet man auch noch

Nicht nur, dass man Dinge tut, die man nicht tun will. Dinge, die einen nicht interessieren, die einen noch nie interessiert haben, Dinge, die einen langweilen, Dinge, die einem womöglich gar zuwider sind. Die man tut, weil man sie tun muss. Weil man ja leben muss. Weil man ja Geld dafür bekommt. Geld. - Und nicht nur, dass man sich überwindet und im Minutentakt über seinen eigenen Schatten springt. Nein, das Schlimmste ist ja ganz etwas anderes. Etwas, das man gar nicht weiß am Anfang. Und vor dem niemand gewarnt hat. Denn wenn man es gewusst hätte, dann wären die Gehaltsverhandlungen schon vom Start weg anders verlaufen, hoffnungslos sogar für das Gegenüber, für den Vertreter der Wirtschaft, für denjenigen, der eigentlich den Hebel in der Hand hält. Der aber in diesem Fall vollkommen ohne irgendeine Chance gewesen wäre, wenn man gewusst hätte, was der wahre Preis für diesen Deal ist.

Was die Abmachung eigentlich und wirklich nämlich beinhaltet:
Den schleichenden, dann aber so gut wie vollkommenen und totalen Verlust der Dinge, die einem mal wichtig waren. Die Teil der eigenen Rollenidentifikation waren. Die Teil von einem selbst waren. Mit denen man sich aus Liebe und Leidenschaft auseinandergesetzt, die die Eckpunkte des eigenen Lebens waren.

Ich weiß jetzt, dass es so ist. Seit 48 Stunden bin ich wie in geistiger Leichenstarre. Vorgestern nacht habe ich zufällig im Fernsehen einen Ausschnitt einer Inszenierung von "Emilia Galotti" gesehen. Und seit 48 Stunden versuche ich verzweifelt, mich daran zu erinnern, wie der Name des Verfassers ist. Wer hat Emilia Galotti geschrieben? - Ich bräuchte nur zum Regal im Nebenraum zu gehen und die Reclamhefte durchgehen, dann wüsste ich es. Oder - noch einfacher -, ich bräuchte nur den Titel zu googlen. - Das werde ich aber nicht tun! Hallo, Ich habe Literaturwissenschaft studiert, ich habe mehrere Inszenierungen von Emilia Galotti gesehen, ich habe sogar eine Rezension für eine Inszenierung geschriben. - Nein, ich werde ganz bestimmt nicht googlen! - Was ich wohl noch alles schon vergessen habe...

Dafür weiß ich, dass Naddel nicht boxen kann...